Wir freuen uns schon sehr darauf, Thailand mit den Fahrrädern zu erkunden. Neben den traumhaften Stränden hält unser nächstes Reiseland aber auch noch die ein oder andere Überraschung für uns bereit.

Viel Spaß beim Lesen!

Thailand begrüßt uns mit leeren, gut asphaltierten Straßen und Sonnenschein. Links von uns traumhafte Ausblicke auf den Golf von Thailand. Rechts von uns erhebt sich eine von grünem Regenwald bedeckte Bergkette. So kann es weitergehen. 

Wir erreichen die erste, kleinere Stadt und erledigen die typischen Besorgungen nach einem Länderwechsel: Geld tauschen, Sim-Karte kaufen und Essen besorgen. Wir finden ein kleines „Restaurant“ an der Straße, was sich gefühlt im Wohnzimmer einer Familie befindet und gleichzeitig auch noch ein kleiner Laden ist. Viele Einheimische verspeisen hier gerade ihr Mittag und auch bei uns steht schon bald Pad Thai auf dem Tisch. Köstlich!

Die ersten Nächte in Thailand verbringen wir an einsamen Stränden unter Palmen und Pinien. Da kommt direkt etwas Urlaubsfeeling auf. Lediglich ein paar Fischer kommen vorbei, um in den Tümpeln hinterm Strand zu angeln oder mit ihren ratternden Booten raus aufs Meer zu fahren. Die Wassertemperatur im Meer gleicht einer Badewanne.
Wir genießen die entspannten Plätzchen sehr und baumeln in unseren Hängematten. In der Abenddämmerung beobachten wir die teilweise riesigen Strandkrabben dabei, wie sie immer wieder aus den Löchern im Sand rauskrabbeln, um uns dann irritiert anzustarren und nach einer Weile wieder im Seitschritt darin zu verschwinden. Ein filmreifes Schauspiel. 

In Thailand ist es wieder an der Zeit unsere Spiegel umzumontieren. Ab jetzt ist wieder Linksverkehr angesagt. Zurück auf den Fahrrädern trauen wir unseren Augen kaum. Plötzlich erblicken wir einen echten Radweg. Wir fragen uns, wann wir so etwas das letzte Mal gesehen haben.
Wirklich voran kommen wir aber trotzdem nicht, denn überall fliegen bunte, interessante Vögel oder andere Tierchen umher. Immer wieder stoppen wir voller Faszination. Sobald wir anhalten, fliegen sie aber leider schnell wieder weg. Besonders auffällig ist die hohe Anzahl an Seidenreihern, die hier auf den Feldern zu sehen ist und den perfekten Kontrast zum satten Grün bietet. Hier wissen wir noch nicht, dass die weißen Vögel uns in Thailand immer wieder begegnen werden.

Neben der schönen Natur erfreuen wir uns auch an den gemütlichen kleinen Städtchen der Provinz Trat. Die Häuser sind teilweise noch im traditionellen Holzbaustil und allein das verleiht der Atmosphäre eine gewisse Ruhe. Manchmal weicht der dunkle Braunton, einem farbenprächtigem Bunt und all die kleinen Häuser und Fischerboote auf dem Wasser versprühen einfach nur gute Laune.

Wir kommen heute nach langer Zeit mal wieder über Couchsurfing unter. Maria und Pavel wohnen seit kurzem in der Nähe der Provinzhauptstadt. Die beiden kommen ursprünglich aus St. Petersburg und versuchen sich gerade, fernab ihrer Heimat, ein neues Leben aufzubauen. Nach einer längeren Zeit in der Türkei, sind sie nun in Thailand gelandet. Ob sie hier dauerhaft leben dürfen, können und wollen, wird sich zeigen. Immer wieder treffen wir auf unserer Reise Menschen aus Russland, die sich neu erfinden müssen, um eine neue, sichere Heimat zu finden. Wir sind beeindruckt, wie gelassen sie mit der Situation umgehen. Mal wieder wird uns bewusst, wie privilegiert wir sind. Wir können in fast alle Länder reisen, aber auch jederzeit wieder in unseren sicheren Heimathafen zurückkehren. Wir können in anderen Ländern leben, müssen es aber nicht. Das macht einen riesigen Unterschied!

Den beiden ist eine gesunde Lebensweise überaus wichtig, was sich nicht nur in der Ernährung, sondern auch in der sehr konsequenten Einhaltung ihrer täglichen Sport- und Schlafroutine zeigt. Schon vor unserer Ankunft informieren sie uns darüber, dass ab 22.00 Uhr Bettruhe ist. Uns kommt das ganz gelegen, denn nach einem anstrengenden Tag auf dem Fahrrad sind wir manchmal auch ganz froh, wenn die Abende nicht allzu lang gehen. Nach dem gemeinsamen Abendessen lassen wir es uns nicht nehmen, am täglichen Stretching vorm Schlafengehen teilzunehmen.
Morgens um 5 Uhr müssen wir schon mehr Motivation aufbringen, um bei der Morgenroutine dabei zu sein. Nach den Übungen, die den Körper wach machen sollen, können wir so aber wenigstens gleich noch die kühlen Temperaturen am Morgen zum Weiterradeln nutzen.

Wir folgen dem Küstenverlauf und allmählich wird es urbaner. Holzhäuser weichen großen Hotelklötzen, die sich aneinanderreihen. Einsame Strände erspähen wir nicht mehr, dafür reiht sich eine Sonnenliege an die nächste. Als wir eine Nacht neben einem solchen Restaurant unser Zelt aufschlagen, beobachten wir, wie am nächsten Morgen ein Pärchen mit dem Scooter angefahren kommt, ein Handtuch auf die Liege legt und sie wieder davonfahren. Wir müssen ziemlich schmunzeln und haben natürlich direkt ein Vorurteil in unserem Kopf, von wo die beiden kommen könnten.

Aber auch neben den Betonklötzen finden wir die ein oder andere Besonderheit. Auch auf dem Rad, sind es oft die kleinen Dinge, die unsere Herzen höherschlagen lassen. Diesmal ist es eine Pflanze, genauer gesagt ein Baum, der unsere Aufmerksamkeit erregt. Er nennt sich Kanonenkugelbaum und hat seinen Namen wohl anhand seiner harten, kugelförmigen Früchte bekommen. Doch wir bleiben vielmehr an seinen sehenswerten Blüten hängen.

Als wir gerade weiterfahren wollen, löst sich erneut eine Naht an einer unserer Lenkertaschen. Den hilfreichen Kleber haben wir seit längerem griffbereit. Wir können uns nicht beschweren, die Tasche ist über zehn Jahre alt und hat ihr Geld mehr als verdient. Aber wir versuchen sie jetzt seit einem halben Jahr immer wieder zu flicken und hoffen, dass sie noch irgendwie bis Bangkok durchhält, wo wir eine neue bekommen können. Also gibt es erneut ein Ladung Kleber und weiter gehts.

Kurz vor Rayong reicht es uns dann mit zugepflasterten Stränden. Wir verlassen das Meer, bevor es noch voller wird, und radeln durchs Landesinnere weiter. Es ist direkt mal wieder sehr erstaunlich. Sobald wir das touristische Strandgebiet verlassen, weht ein anderer Wind.
Die Einheimischen grüßen uns freundlich. Wir bekommen gleich zweimal an diesem Tag einfach so Wasser  oder Bananen von lieben Menschen geschenkt. Direkt fragt uns eine Omi interessiert aus, natürlich auf Thai. Allerdings stellen wir fest, dass doch sehr viele Menschen hier, den ein oder anderen Brocken Englisch sprechen.

Neben den vielen buddhistischen Klosteranlagen, an denen wir vorbeirollen, begegnen uns in Thailand auch auffällig viele Straßenhunde, die uns hin und wieder mit einem riesigen Gebell begrüßen. Doch sobald wir unsere „Schlagartig Abbremsen und zum Stehen kommen-Technik“ anwenden, erschrecken sie, stoppen und lassen uns wieder in Ruhe. Um die heiße Mittagszeit sind sie ohnehin zu faul, sich für schwitzende Radfahrer*innen zu erheben.

Unseren Abend verbringen wir am Dok Krai Stausee. Wir genießen die Abendstimmung, die „Dusche“ im See, kochen gemütlich und beobachten all die Vögel im Wasser. Später kommt noch ein Moped mit einem jungen Pärchen vorbeigerattert, was entlang des Ufers irgendetwas sammelt. Wir schauen neugierig in die Tüten und entdecken Schnecken, die wohl wenig später den Teller füllen werden. Mit der Abfahrt der beiden verschwinden auch wir im Zelt.

Etwas erschöpft erreichen wir am Nachmittag die Mosaic School, eine private Schule, die von Neil und Frances vor einigen Jahren gegründet wurde. Neil stammt aus den USA und ist begeisterter Radfahrer und daher auch bei warmshowers angemeldet. Das ist auch der Grund dafür, warum wir genau hier aufgeschlagen sind.

Er führt uns durchs Schulgebäude, zeigt uns die dazugehörige Daruma-Farm und die Gebäude der Menschen, die hier wohnen. Tropische Vogellaute klingen in den Ohren, das Wasser plätschert am natürlichen Swimmingpool und die tropischen Pflanzen verleihen angenehmen Schatten. Alles wirkt sehr gemütlich und klingt nach einer sehr entspannten Atmosphäre. Das Konzept ist im Groben an den Leitlinien der Permakultur ausgerichtet und man versucht diese nicht nur zu leben, sondern auch über den Unterricht an die nächste Generation weiterzugeben.

Wir schieben unsere Räder über eine barrierefreie Rampe in den ersten Stock und beziehen unser einfaches Zimmerchen in der zweiten Etage des Schulgebäudes. Da wir doch etwas erschöpfter sind als gedacht, bleiben wir spontan noch einen Tag länger. Wir beobachten das Schulgeschehen am Vormittag und drehen dann noch eine Runde mit dem Rad durch die Gegend. Als wir zurück kommen, erwartet uns Neil schon und möchte sich dringend mit uns unterhalten. Heute hat er erfahren, dass eine Lehrerin für eine längere Zeit ausfällt und bietet Isi daher eine Stelle als Lehrerin an. Auch für Bim hat er ein paar Aufgaben, da er gerade ein Baumhaus auf dem Schulgelände bauen möchte. Mit diesen kurzen Informationen und den Worten „Ihr kennt ja das Essen, ihr kennt ja euer Zimmer!“ lässt er uns zurück und widmet sich wieder dem Tagesgeschäft.

Wir sind mehr als überfordert mit der spontan zu fällenden Entscheidung. Sind wir doch eigentlich im Kopf schon fast in Bangkok. Wir sind doch gerade erst wieder losgefahren, es läuft alles so gut und wir sind in abenteuerlustiger Reiselaune. Wir wollen doch nicht zu spät in den anderen Ländern ankommen, um wieder in der unaushaltbaren Hitze auf den Rädern zu schmoren. Doch sicher ist es auch super interessant wieder mal tiefere Einblicke in eine Community zu bekommen und wann passt es schon mal so gut, dass Isi unterrichten und Bim gleichzeitig bauen kann?

Wir finden keine Entscheidung, quälen uns mit kreisenden Gedanken durch die Nacht und satteln am nächsten Tag sogar schon die Räder. Dann sprechen wir beim morgendlichen Kaffee nochmal mit Neil und am Ende bleiben wir nun doch für die nächsten drei Wochen hier. Aber bevor wir uns am Montag in unseren neuen Alltag stürzen, geht es für uns mit dem Zug in den Großstadtdschungel von Bangkok.

Dir hat unser Beitrag gefallen? Wenn du möchtest, kannst du hier etwas in unsere virtuelle Kaffeekasse werfen.

Schreibe einen Kommentar

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Karen Schröder

    Guten Morgen nach Thailand! Euer Jobangebot ist ja mal etwas Neues auf eurer Reise und hört sich machbar an. Wo Isabel doch schon über einen Job im Ausland nachgedacht hat. Wir sind gespannt, wie die Realität ist …. Viele Grüße aus dem frühlingshaften Kiel von Renate und Karen 🌷💐🌷💐☀️☀️