In Varanasi kommen wir der heiligsten Stadt Indiens mit ihren vielen ghats am Ganges ganz nah. Wir erleben eine einzigartige, spirituelle Atmosphäre und versinken buchstäblich in einer anderen Welt. Indiens Vielfalt spiegelt sich eben auch in der Spiritualität wieder und so kommen wir neben Hinduismus auch dem Sikhismus sowie Buddhismus näher.
Mit dem Zug rollen wir wieder in Delhi ein. Für uns gibt es die nächste Dosis gegen die Tropenkrankheit Japanische Enzephalitis. Delhi und unser Hostel, wo die Räder noch immer eingepackt im Karton stehen, wird mehr und mehr zu unserem indischen Basecamp.
Wir schlendern am Abend durch das gefüllte Paharganj, saugen noch einmal die Stimmung auf Delhis Marktstraßen auf. Dabei entdecken wir eine Gasse, wo vor allem frisches Obst und Gemüse angeboten wird. Es herrscht eine heitere Stimmung. Ein wunderbar anzusehnendes Spektakel in der Dunkelheit.
Bevor wir uns wieder in den Zug gen Osten setzen, schauen wir noch im Sikh-Tempel Gurdwara Bangla Sahib, welchen weißer Marmor und vergoldete Zwiebelkuppen zieren, vorbei. Der Sikhismus ist im Norden von Indien im Punjab entstanden und zählt weltweit ca. 27 Mio. Anhänger. Der Gründer Guru Nanak versuchte die für ihn positiven Züge des Islam mit denen des Hinduismus zu verbinden. In der monotheistischen Religion wird eine gestaltlose Gottheit, die kein Geschlecht besitzt, verehrt. Für die Sikhs sind alle Menschen gleich. Ihr Leben wir von drei Grundsätzen (dem Beten zu Gott, der harten Arbeit für den Lebensunterhalt sowie dem Teilen mit anderen Menschen) bestimmt. Da den Sikhs Gleichheit besonders wichtig ist, sind alle Willkommen, ganz egal zu welchem Glauben, welchem Geschlecht, welcher Hautfarbe oder welcher sexuellen Orientierung man gehört. Sehr sympathisch im Vergleich zu den gruseligen Vorschriften manch anderer Religion.
Es ist recht voll vorm imposanten Tempel. Bevor wir das heilige Gebäude betreten dürfen, bekommen wir die obligatorischen, orangefarbenen Tücher als Kopfbedeckung gereicht und müssen unsere Schuhe abgeben. Ein netter Mann, mit dem für einen Sikh oft typischen Erscheinungsbild, spricht uns an. Er trägt einen langen Bart, mit einem gezwirbelten Moustache sowie lange Haare gewickelt unter einem bunten Turban. Er führt uns zu einem Guide, der es leider etwas eilig hat. Wir kommen kaum hinterher.
Dennoch ist es faszinierend, den Prunk im Inneren des Gebäudes zu bestaunen und dabei den heiligen Andachtsliedern zu lauschen. Dem großen Tempelbecken im Außenbereich werden Heilkräfte nachgesagt. Das Highlight für uns ist allerdings die Großküche, in der jeden Tag etwa 30.000 Portionen Essen kostenlos an die Menschen verteilt werden. Als wir sie betreten, werden gerade die Türen für die wartende Masse vor dem großen Speisesaal geöffnet. Die Menschen strömen rein. Die Essensausgabe beginnt und erscheint wie ein orchestriertes Gesamtkunstwerk. Die Großküche dahinter bietet ein ähnliches Spektakel. In der Küche staunen wir über die riesigen Kessel, in denen dal, Reis usw. köchelt sowie die chapati Maschine, die am laufenden Band neue Brote produziert. Das Ganze wird durch Spenden finanziert.
Varanasi – spirituelle Hauptstadt Indiens und eine der ältesten Städte der Welt. Was wir hier erleben ist so intensiv, so anders im Vergleich zu dem, was wir uns je hätten vorstellen können. Die Atmosphäre in Bild und Wort einzufangen ist schlicht nicht möglich. Dass es ein besonderer Ort ist, spürt man direkt, wenn man durch die engen Gassen der Altstadt läuft, wenn man die Stufen der ghats hinunter zum heiligen Ganga steigt, wenn man einem der vielen sadhus (Heilige Männer, selten auch Frauen) in die Augen schaut oder Zeug*in einer der vielen spirituellen Rituale wird.
Varanasi – das ist der Ort, wo scharenweise Hindus hin pilgern, um ein Bad im heiligen Wasser des Ganga zu nehmen, um sich von den Sünden ihres Lebens reinzuwaschen. Ein Bild was wohl jeder schon einmal mit Indien in Zusammenhang gebracht hat.
Varanasi – da, wo das rituelle Sterben stattfindet, man den Toten die letzte Ehre erweist und sie an den heiligen ghats verbrannt werden!
Wir nehmen uns mehrere Tage Zeit, um die Atmosphäre aufzusaugen, denn das ist wohl auch das, was man in Varanasi machen sollte. Sich treiben lassen, in der Morgen- und Abendstimmung am Ganga entlangspazieren.
Unzählige Boote liegen ruhig im stillen Wasser. Die Sonne taucht den Himmel in einen rötlichen Farbton. Wir schlendern entlang der vielen ghats. Etwa 80 Stück säumen den Fluss in Varanasi. Die Stufen der ghats verbinden oft einen Tempel mit einem heiligen Gewässer, hier in Varanasi führen sie zum Ganga, dem heiligsten Fluss der Hindus. Männer und Frauen kommen hier her, um ein heiliges Bad zu nehmen. Allein dies zu beobachten ist unglaublich intensiv.
Manche stehen bis zu den Knien im Wasser, nehmen etwas Wasser in die Hände oder ein kleines Gefäß und tröpfeln sich die heilige Flüssigkeit über den Kopf. Andere stehen bis zur Brust im Fluss und tauchen dann dreimal schnell hintereinander den Kopf unter Wasser. Wieder andere seifen sich komplett ein und spülen anschließend ihren schaumigen Körper im Ganga ab. Manch eine/r nutzt den Platz auch für ganz weltliche Dinge des alltäglichen Lebens, z.B. zum Haare schneiden oder zum Wäschewaschen. Oft sitzen die Leute auch einfach auf den Treppenstufen und lassen ihren Blick über das heilige Gewässer schweifen oder meditieren.
Dazwischen werden hier und da Kunstwerke, Blumen, Opfergaben oder anderer Schnickschnack verkauft. Kinder versuchen überall ihre Drachen aus alten Plastikverpackungen durch ruckartige Bewegungen in die Luft steigen zu lassen oder sie unter Kontrolle zu bekommen. Immer mal wieder bleiben die nahezu unsichtbaren Angelschnuren der Drachen an uns hängen.
Überall werden wir immer wieder gefragt, ob wir nicht eine Bootsfahrt machen wollen. Natürlich gibt es in diesem Moment immer den „best price“ oder es ist die „best time“ für eine Tour auf dem Wasser. Am Ende unseres Besuches können wir es schon fast nicht mehr hören. Auch Varnasi ist gut gefüllt mit kleinen Gaunern und Tricksern, die einem gern einen vom Pferd erzählen. Wir gehen ihnen, wie immer, aus dem Weg und haben keine Lust auf die Märchen. Manche verkleiden sich z.B. als vermeintlich freundliche sadhus und wollen mit penetrantem Nachdruck unbedingt fotografiert werden, um dann Geld dafür zu verlangen. Ein echter sadhu, der tatsächlich auf einer spirituellen Reise ist, würde wohl nicht auf solch eine Idee kommen.
Wir schlendern weiter den Ganga entlang, der uns gar nicht so dreckig vorkommt, wie wir es vermutet haben. Doch es ist Trockenzeit und an einigen ghats lässt sich erahnen, wie es hier nach dem Monsun aussieht. Männer und Frauen schippen mit sinkendem Pegelstand den Schlamm von den Stufen, der sich hier gemeinsam mit dem Müll abgelagert hat. Dank des niedrigen Wasserstandes haben wir aber auch die Gelegenheit, die vielen ghats der Länge nach entlanglaufen zu können. Das Wasser wirkt so sauber, dass wir sogar überlegen ein heiliges Bad zu nehmen. Wir werden es nicht wagen, doch dazu später mehr.
Neben dem Hinduismus gilt Varanasi auch im Buddhismus und Jainismus als heiliger Ort. Diese Vielfalt spürt man entlang der ghats. Unterschiedliche Rituale werden vollzogen. Eine große Gruppe buddhistischer Mönche sitzt im Schneidersitz auf den Stufen. Sie lauschen einem Prediger.
Ein Mann in weißem Gewand mit kahl geschorenem Kopf hält ein kleines Feuer vor sich. Im Sprechgesang gibt er brabbelnde Laute von sich, ein anderer Mann kniet davor und lässt sich mit Wasser beträufeln.
Die Götterverehrung im Hinduismus wird heutzutage in Form der sogenannten puja vollzogen, die aus unterschiedlichen Handlungen zusammengesetzt ist. Sie kann allein oder im Beisein eines Priesters durchgeführt werden und beinhaltet Elemente wie z.B. Wohlgerüche versprenkeln, das Reichen von Wasser, die Gabe von Blüten oder das Entzünden sowie Schwenken von Räucherstäbchen.
Jeden Abend finden nach Sonnenuntergang an verschiedenen ghats Zeremonien zur Huldigung des heiligen Flusses, die sogenannten ganga aartis, statt. Die Choreografie der Männer beinhaltet einige der oben erwähnten Götterverehrungselemente begleitet von spirituellen Tanzelementen. Ein ganz besonderes Erlebnis. Als eines Abends auch noch der Vollmond im Hintergrund aufgeht, ist das abendliche Szenario noch einmal faszinierender.
Auch die Morgenstimmung ist etwas ganz besonderes in Varanasi. Vor Sonnenaufgang sind wir am Assi-Ghat und das Treiben wird hier immer geschäftiger. Chai-Verkäufer preisen ihre Waren an, Tempelglocken erklingen und rasseln. Doch auch eine gewisse, mystische Ruhe umgibt das ganze Geschehen. Die rote Sonne steigt aus dem Ganga empor und kämpft sich den Weg durch die trübe Morgenluft, die über dem Fluss stillzustehen scheint. Mittlerweile ist es voll geworden. Vor einer Bühne sitzen jede Menge alte und junge Menschen im Schneidersitz mit gewissem Abstand. Auf der Bühne sitzen drei Personen, die eine gemeinsame Yogastunde begleiten. Dann ertönt ein lautes und langgezogenes „Oooohhhhmm“ gefolgt von einem Sprechgesang. Dann wieder Ruhe. Erneut ein „Oooohhhhmm!“ – Gänsehautatmosphäre!
Wir verlassen den Platz und gehen entlang der Treppenstufen weiter flussaufwärts. Viele Frauen vollgepackt mit Taschen auf den Köpfen und unter den Armen kommen uns entgegen. Bettelnde Menschen sitzen auf dünnen Tüchern am Rande des Weges. Viele der Frauen haben Tüten gefüllt mit Reis oder anderen Gaben in der Hand und streuen diese auf die Teller der Bedürftigen sowie auf die vielen Altare, die sich wie eine Perlenkette am heiligen Ganga entlangreihen. Oft lodert ein Feuer vor den Gottesbildern.
Bei all den spirituellen Erlebnissen rund um den Ganga treten die kleinen, engen Gassen der Altstadt schnell in den Hintergrund. Wir schlängeln uns trotzdem täglich hindurch, um in einem kleinen Cafe mit europäischem Charakter bei gutem Kaffee eine Pause von den intensiven Eindrücken zu erlangen, die uns hier umgeben. Nach gut einem Monat Indien ist es dann auch für uns nichts Ungewöhnliches mehr, dass uns dabei eine Kuh namaste sagt.
Wir schlendern weiter durch die Gassen der Altstadt und von weit her hört man des Öfteren einen immer näherkommenden Sprechgesang. Es sind sechs, sieben Männer die eine Barre aus Bambusstäben auf den Schulter tragen. Darauf liegt ein toter Mensch. Er ist eingehüllt in weiße Tücher und mit roten Bändern sowie Blüten verziert. Die Männer bringen ihn zu den Verbrennungsghats.
Am Harishchandra-Ghat sowie dem noch bedeutenderen Manikarnika Ghat werden die Totenverbrennungen vollzogen. Am laufenden Band lodern hier die verheißungsvollen Feuer. Die Männer, die sich um die Toten kümmern, gehörten ursprünglich der niederen Kaste der dom an. Zunächst werden die Toten von ihnen zum Ganga gebracht, wo die Trage samt Leichnam in das heilige Wasser getaucht wird. Ein Priester empfängt die Trauernden, spricht Mantras und sorgt für den ordnungsgemäßen Ablauf der Verbrennung. Die Barre ist mit ghee (Butterschmalz der heiligen Kuh) und Gewürzen bestreut, ebenfalls eine letzte Ehrung vor der Verbrennung.
Die Verbrennung wird je nach Geldbeutel an unterschiedlichen Orten ausgetragen. Entweder in dem großen Krematorium, in einem Stahlgestell auf den Ghats oder direkt auf dem Flussbett des Ganga. Vor dem Krematorium stapeln sich die Holzbalken, es gibt unterschiedliche Sorten zu unterschiedlichen Preisen. Wer es sich leisten kann, fügt das duftende Sandelholz hinzu. Auf einer riesigen Waage wird das Holz abgewogen und im Anschluss um den Toten herum aufgestockt. Dabei gilt es als Kunst, die richtige Menge an Holz zu finden, denn nachgelegt werden darf nicht und eine zu üppige Holzladung kann sich der ein oder die andere schlicht nicht leisten.
Dem ältesten Sohn der Familie wird ein weiteres Ritual zuteil. Neben dem Bad, also der heiligen Reinigung im Ganga, werden seine Haare als Zeichen der Trauer abrasiert und dabei manchmal eine Strähne am Hinterkopf zurückgelassen. In ein weißes Tuch gehüllt und mit einer brennenden Fackel, aus schilfähnlichem Material, umrundet er die/den Tote/n auf dem Holzhaufen mehrmals, bevor er die Leiche in Brand setzt. Im Anschluss an die ca. dreistündige, vollständige Verbrennung der Leiche wird die verbleibende Asche im Fluss verstreut und damit an Mutter Ganga übergeben.
Es ist das Größte, was einem Hindu passieren kann. Wer in Varanasi stirbt, so heißt es, kann dem ewigen Kreis der Wiedergeburt auf direktem Wege entkommen. Im Hinduismus glauben die Menschen, dass sie nach dem Tod in einer anderen Gestalt wiedergeboren werden. Je nachdem, ob ihr Karma am Lebensende gut oder schlecht ist, kann dies zu einer Verbesserung oder Verschlechterung der Lebensqualität führen. Moksha bezeichnet die Befreiung aus diesem erschöpfenden Kreislauf aus Geburt, Tod und Wiedergeburt und damit von jeglichem Leid. Der garantiert letzte Tag auf Erden sozusagen. Aus diesem Grund gibt es in der Stadt einen sogenannten Todestourismus. Manche alte und kranke Menschen kommen schon Monate oder Jahre vor ihrem Tod hier her.
Die Stimmung an den ghats ist keineswegs mit einer deutschen Trauergesellschaft auf dem Friedhof zu vergleichen. Es wirkt lebendig, Tiere schlängeln sich zwischen lodernden Feuern und Holzhaufen hindurch, futtern den Leichenschmuck. Menschen sitzen auf den Treppenstufen, trinken chai. Die lodernden Feuer strahlen eine bedrückende Wärme aus. Stickiger Qualm liegt in der Luft. Manchmal knallt es laut, weil während der Verbrennung irgendwas explodiert und durch die Gegend fliegt.
Die Stimmung ist andächtig bis heiter. Auch wenn man dem ein oder anderen die tiefe Traue ansieht. Es ist wohl auch die Gesellschaft, die eine zu ernste Trauer unterbinden möchte, denn der Glaube verheißt ja etwas Großes nach der Verbrennung. Wir erfahren, dass Frauen nicht an der Trauerzeremonie teilnehmen dürfen, da sie zu „schwach“ seien und ihre Tränen der/dem Verstorbenen ein schlechtes Karma einbringen. Es heißt, dass zu viel Trauer die Seele noch länger an die Erde bindet und damit den Eintritt ins moksha erschwert.
Es gibt Gruppen, die nicht verbrannt werden dürfen. Zu diesen zählen Priester*innen, Kinder, Schwangere und Leprakranke. Doch auch diese Menschen können „Erlösung“ finden, wenn ihre Leichen mit Steinen beschwert im Ganga versenkt werden. Wobei wir erfahren, dass das mit dem Versenken nicht immer funktioniert und es vorkommt, dass die Leichen den Fluss hinabtreiben. Grund genug für uns, nur mit den Füßen das heilige Wasser zu berühren und auf ein vollständiges Bad zu verzichten.
Auch wenn der Ganga sauber aussieht, er ist unglaublich belastet und verseucht durch Schadstoffe und Abwasser. Es ist für uns nicht vorstellbar, dass selbst gebildete Hydrolog*innen den Schaden für das System erkennen, diese Vorgehensweise jedoch – aufgrund ihres Glaubens – nicht unterbinden würden.
Wir sitzen einfach nur mit einem gewissen Sicherheitsabstand da und lassen die Szenerie auf uns wirken. Anfangs ist es sehr befremdlich, die Leichen im Feuer lodern zu sehen, vor allem, wenn die Tücher plötzlich verbrannt sind und hier und da noch einmal menschliche Züge wie z.B. Zehen oder Arme zum Vorschein kommen. Als wir das erste Mal an den besagten ghats vorbeilaufen, macht sich ein wehmütiges Gefühl in uns breit und wir trauen uns kaum hinzusehen. Spannend ist in diesem Zusammenhang, dass sich das über die Zeit hier in Varanasi ändert. Es wird „normaler“ an den Verbrennungen vorbeizulaufen. Auch, wenn ein befremdliches Gefühl in uns bleibt. In unserer Welt ist es eben eine bizarre Vorstellung, bei der Verbrennung von Menschen in aller Öffentlichkeit zuzuschauen. Wahrscheinlich geht es uns so, weil der Tod in unserer Heimat gern ins stille Kämmerlein verbannt und tabuisiert wird. Die Furcht vor ihm ist stark verbreitet.
Wir denken in diesen Tagen viel über den Tod nach. Irgendwie ist der Tod eben auch ein Teil vom Leben und hierzulande findet der Tod eben genau mitten im alltäglichen Leben seinen Platz.
Von Varanasi aus machen wir einen kleinen Abstecher ins nicht weit entfernte Sarnath, auch wenn die Fahrt mit der Rikscha dorthin wegen der vollgestopften Straßen fast eine Stunde dauert. Das stört uns allerdings nicht, denn schon während einer Rikschafahrt, entdeckt man hier in Indien immer wieder so viel.
Sarnath zählt neben Bodghaya, Kushingar und dem nepalesischen Lumbini zu den vier wichtigsten Stätten des Buddhismus. Heute gehören nur noch weniger als 1% der Menschen in Indien dieser Religion an. Der Buddhismus entstand im 6 Jh. v. Chr. als Gegenbewegung zum brahmanischen Hinduismus. Buddha (der Erleuchtete) gelang es in Bodghaya unter einem Feigenbaum das Nirwana (den Zustand vollen Bewusstseins) zu erlangen. Er stand sowohl dem Kastensystem, als auch der blinden Götterverehrung kritisch gegenüber. Seine Lehre besagt, dass die Wahrheit innerhalb der eigenen Erfahrungswelt zu suchen sei. Der Weg, um das Nirwana zu erreichen, führt über die Eigenverantwortung des Menschen. Verschiedene Regelwerke wie z.B. der Edle Achtfache Pfad oder die vier Edlen Wahrheiten sollen ihnen dabei helfen.
Im sehr friedlichen Park, hielt Buddha seine erste Predigt, nachdem er in Bodhgaya zur Erleuchtung gelangt war. An der Stelle steht heute eine 34 m hohe Stupa. Es ist genau der richtige Ort, um nach den aufregenden Tagen in Varanasi ein bisschen zu entspannen.
Wieder im Zug nach Delhi sitzend, blicken wir auf die vergangenen Tage zurück. Eine sehr intensive Zeit an einem noch viel faszinierenderen Ort liegt hinter uns. Wir sind uns einig, dass Varanasi, auf seine ganz eigene Art und Weise, eine gewisse Magie ausstrahlt. All die Spiritualität Indiens, die wir bisher schon erleben durften, kommt hier gefühlt in ihrer stärksten Form zum Ausdruck. Man könnte in Varansi Ewigkeiten auf einer der Trepppenstufen verweilen, um all die Details zu beobachten, zu hinterfragen und zu verstehen. All die intimen Lebens- und Todesrituale, die man hier in aller Öffentlichkeit zu Gesicht bekommt sowie die Kombination aus unzähligen interessanten Persönlichkeiten und unterschiedlichen Religionen, machen diesen Ort wohl so einzigartig. Varanasi hat es definitiv geschafft, uns mit all seinen Eindrücken zu überwältigen und wird zu einem der faszinierendsten Orte unserer Reise.
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Namaste!
Die Faszination Varanasis haben wir im Kino der Pumpe in Kiel in mehreren Filmen gesehen und waren beeindruckt, aber auch abgestoßen. Alles landet im Ganges: Ausscheidungen, Blütenschmuck, Leichen und Krankheiten. daran muss man wohl glauben, um das ab zu können. Dass ihr Mal in ein europäisch anmutendes Café geht, um euch von den umwerfenden Eindrücken zu erholen, können wir gut verstehen. Wir sind gespannt, wohin der Wind euch weht!
Alles Gute wünschen euch Renate und Karen aus Kiel 🕌🏞️