Wir sind in Indien, Incredible India! Was uns hier erwartet ist im wahrsten Sinne unglaublich. Keine Worte und keine Bilder können auch nur annähernd beschreiben, was wir hier erleben. Auf den Straßen Delhis prasseln die unzähligen Eindrücke auf uns ein. Wir sind überwältigt, neugierig, traurig, gerührt und aufgewühlt!

Viel Spaß beim Lesen!

Als wir uns irgendwann entscheiden mussten, wie unsere Reise weiter gehen soll, haben wir hin und her überlegt, ob wir Indien und Nepal auslassen oder nicht. Der Grund dafür sind die noch immer geschlossenen Grenzen Myanmars und die anhaltenden Konflikte, die eine Weitereise vom indischen Subkontinent gen Südostasien mit dem Rad für uns unmöglich machen. Für uns würde dies somit einen zusätzlichen klimaunfreundlichen Flug mit unserem ganzen Hab und Gut bedeuten.
Doch relativ schnell sind wir uns einig, dass ein Überspringen eines so großen Gebietes unserer ganzen bisherigen Reise wiedersprechen würde. Seit 1,5 Jahren reisen wir bewusst langsam, um Unterschiede nach und nach wahrzunehmen und wirklich in die Kulturen eintauchen zu können. Es fühlt sich für uns einfach nicht richtig an, nun plötzlich von einem Tag auf den anderen von Zentralasien in Südostasien zu landen und eine so große und vielfältige Kultur dazwischen auszulassen. Die Entscheidung ist also gefallen und wir werden es nicht bereuen.

Wir steigen an einem grauen, kalten, verregneten Morgen in Almaty in den Flieger und freuen uns darauf, dass uns ca. 1.600 km südlich die wärmende Sonne mit subtropischen Temperaturen erwarten wird. In einem Bogen geht es um den Thien Shan, den Pamir und um den Himalaya herum! Die höchsten Berge der Welt könnten wir wohl bei guter Sicht unter uns erblicken, doch dieser Blick bleibt uns noch verwehrt.
Der Flieger setzt zum Sinkflug an, es rumpelt, wir werden immer langsamer, dann sind wir da. Wir sind in Indien! Doch bei einem Blick aus dem Fenster ist es genau so grau und düster wie in Almaty, die unglaublichen Smogwolken, die über Delhi und weiten Teilen Nordindiens hängen, verderben den klaren Blick, ganz zu schweigen davon, was unsere Lungen hier noch einatmen werden.

Wir sind in Indien. Allein das Wort Indien klingt aufregend und schön in den Ohren und löst gleichzeitig so viele Gedanken in uns aus. Nun geht es also los, unser nächstes großes Abenteuer. Doch zuvor stehen noch ein paar letzte bürokratische Hürden an. Am Schalter für internationale Tourist:innen werden die obligatorischen Einreisefotos gemacht und unsere Fingerabdrücke im Computer gespeichert. Wir zeigen all die Dokumente, die von einem kleinen, im Flugzeug mit Hand ausgefüllten Zettel bis zum offiziellen E-Visa-Antrag reichen vor und bekommen unseren Visastempel in den Reisepass. Immer wieder ein schöner Moment, wenn der Stempel dann endlich aufschlägt!

Die Kommunikation in Indien ist nach all den Ländern mit begrenzter Ausbreitung der englischen Sprache wieder etwas einfacher, auch wenn man sich an den indischen Slang erst einmal gewöhnen muss. Teilweise fragen wir vier, fünf Mal nach und verstehen dann doch nur die Hälfte. Zu schnell, zu leise, zu hoch, zu vermurmelt sind die gesprochenen Melodien… indisches Englisch halt.
Trotzdem finden wir uns gut zurecht und nachdem wir bei unserem ersten Flug noch so aufgeregt waren, ob alles klappt, sind wir dieses Mal doch recht entspannt unterwegs. An der Gepäckausgabe fragen wir nach dem Sperrgepäck. Die freundlich lächelnde Frau fragt, ob wir die beiden mit dem Fahrrad sind. Sie versichert uns, dass wir uns keinen Kopf machen müssen, denn es wird uns gleich gebracht und wenig später kommen die Räder auch schon um die Ecke gerollt.
Dann holen wir noch schnell eine indische Sim-Karte, heben unsere ersten Rupien ab (1 € entspricht ca. 80 Rupien) und merken, dass wir unser restliches zentralasiatisches Geld aus den unterschiedlichen Ländern hier wohl nicht so einfach losbekommen wie erhofft.

Eigentlich sind wir jetzt fertig und könnten den Indira-Gandhi-Airport verlassen, doch wir holen uns noch einen Kaffee und sitzen in der klimatisierten Halle mit Blick auf die volle Straße vor dem Flughafen. Immer wenn die Tür aufgeht, schwappen die Rufe der Taxifahrer, das Hupkonzert und all die anderen Geräusche in das Innere des Flughafens hinein. Wir sitzen einfach da und genießen den letzten Moment Ruhe, bevor es so richtig los geht. Eine Frau beobachtet uns und kommt schließlich auf uns zu. Sie stammt aus Indien und lebt seit längerer Zeit in London. Sie fragt scherzend, ob wir uns nicht raus trauen und erzählt dann, dass auch sie hier immer noch einmal innehält und tief durchatmet, bevor sie sich in die andere Welt stürzt.

Wir schieben unsere Gepäckwagen nach draußen. Die schwüle, stickige Smogluft steigt uns direkt in die Nasen und die erste Hürde steht bevor, die Taxifahrt. Den Rufen der Taxifahrer ausweichend kurven wir zu den offiziellen Ständen, an denen man eine Fahrt buchen kann. Ein Fahrer ist besonders penetrant und folgt uns die ganze Zeit. Er will uns eine Taxifahrt für 2.400 Rupien andrehen, das ist ungefähr dreimal so viel wie die Fahrt laut Hostel kosten soll. An den offiziellen, privaten Ständen werden wir nicht fündig, denn diese haben keine großen Taxis für unsere Fahrradkartons. Der nervende Mann, der im Übrigen auch nur ein kleines Auto hat, wittert seine Chance, senkt seinen Preis auf 2.200 und zeigt uns irgendeine selbst ausgedruckte Tabelle, die gestaffelt nach Kilometern entsprechende Preise aufzeigt. Man muss schon sagen, er hat sich vorbereitet auf seine Abzocke.
Wir schieben die Räder weiter zu den staatlichen PrePaid-Taxiständen. Hier zahlt man im Voraus, bekommt dafür einen Zettel, den der Taxifahrer dann nach Ankunft ausgehändigt bekommt und daraufhin sein Geld von der Zentrale abholen kann. Klingt an sich recht geordnet, ist es aber natürlich nicht, denn die Frage, welcher Taxifahrer die Fahrt übernimmt, wird von dem kleinen Büro nicht übernommen und so werden wir nun von einigen Fahrern umgarnt. Zumindest den penetranten Mann vom Anfang sind wir mit dem Bezahlen unseres Taxischeins endlich los geworden.

Als wir dann die Fahrt mit einem Mann ausmachen, ist dieser überglücklich und strahlt über das ganze Gesicht. Dann sprintet er mit hektischem Armeinsatz und tippelnden Schritten wie vom Blitz getroffen zu seinem Taxi, und zwar so schnell, dass auch ja niemand anderes ihm die Fahrt abluchsen kann. Als er dann mit seinem Taxi vor uns steht, fragen wir uns, wie um alles in der Welt unser Gepäck da hineinsoll. „No problem! No problem!“ Natürlich ist es kein Problem, wenn man sich keinen Kopf über die Zerbrechlichkeit der Dinge macht und so werden unser Fahrradkartons in das Taxi gewuchtet und gestopft. Nunja, was soll man sagen, es passt! Aber gerade so! Wir sind erneut unglaublich froh darüber, dass wir diesmal kleine Fahrradkartons haben, mit den etwas Größeren wären die Boxen wohl jetzt auf dem Dach gelandet.

Nachdem wir noch einmal um den klapprigen Kleintransporter laufen müssen, um die Türen zum Einsteigen zu finden, da in Indien ja Linksverkehr herrscht, geht es los. Wir verlassen das Flughafengelände und rauschen in Richtung Zentrum. Die Straßen werden immer voller, lauter, chaotischer und bunter. Allein diese Fahrt ist so aufregend und wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wir sehen die typischen bunten, indischen LKW. Überfüllte Busse mit offenen Türen aus denen die Menschen halb herausschauen, Rikschas über Rikschas und überall unzählige Menschen, die für uns so besonders aussehen, dass wir sie einfach nur fasziniert anschauen. Mit ihren kleinen oder großen Punkten oder anderen bunten Malereien auf der Stirn, ihrem dunklem Teint, den bunten Kleidern der Frauen oder besser Tüchern (Sari), die den ganzen Körper umschlingen. Meist wird unser Starren mit einem herzlichen Lächeln erwidert und dann ist die Rikscha auch schon an uns vorbei gesaust.
Wir sehen aber auch Müll, überall ist Müll, dazu die beißende Smogluft. Außerdem sehen wir wohl auch gerade die ärmsten der Armen. Einige Menschen leben hier direkt an der Straße. Kinder, Frauen und Männer verbringen wohl den Großteil ihres Lebens an dieser völlig überfüllten acht- bis zehnspurigen Straße. Sie leben in provisorischen Zelten direkt am Straßenrand. Manche schlafen auf Verkehrsinseln oder auf den Mittelstreifen. Die Unterernährung ist ihnen mehr als anzusehen. Es ist einfach nur bedrückend dies zu sehen und es verschärft diesen unglaublichen Cocktail aus Eindrücken, der uns hier so benebelt.
Etwas später sehen wir die ersten Verkaufsstände auf klapprigen Holzkarren. Dampfende, mobile Miniküchen steigern unsere Vorfreude auf das erste indische Essen, einem Mann werden die Haare in einem Ein-personen-Friseursalon bestehend aus Spiegel und Stuhl direkt an der Straße geschnitten und so viele mehr von diesen kleinen, neuen Details, die das große Ganze ergeben – Indien.

Wir kommen im Hostel an und bezahlen den Taxifahrer. Aufmerksamen Leser:innen fällt auf, dass hier eine Unstimmigkeit vorliegt. Eine, die wir auch erst am Abend bemerken. Denn wir hatten ja bereits das Taxi bezahlt, doch nach all den auf uns einprasselnden Eindrücken, haben wir das irgendwie vergessen. Aus der Taxifahrt für 700 Rupien werden so 1.700 Rupien, denn es war abgemacht ihm 200 Rupien für das Gepäck zu zahlen plus 100 Rupien Trinkgeld, was schlussendlich 1.000 Rupien geworden sind. Grinsend über beide Ohren bedankt sich der Fahrer und hüpft zurück in sein Taxi. Es gehört wohl dazu sich in Indien verarschen zu lassen, auch wenn wir uns diesmal selbst verarscht haben. Nachdem wir uns kurz über die Situation und unsere Dummheit ärgern, sind wir schlussendlich doch froh, es dem sympathischen Mann gegeben zu haben und nicht dem nervigen, penetranten Fahrer, der ja mit 2.200 Rupien immerhin einen noch höheren Preis wollte.

Wir lassen den Gedanken verfliegen und genießen den ersten Abend in Indien. Es ist einer, der uns wohl lange in Erinnerung bleiben wird, nicht weil an diesem Abend etwas Besonderes passiert ist, sondern weil es einfach der erste in Indien ist. Wir sind im südlichen Teil der Stadt, weit entfernt vom Zentrum und doch ist es auch hier schon trubelig.
Wir laufen in die kleinen, belebten Gassen, die so bunt und laut sind. Überall entdeckt man so viele kleine, neue Details, neue Bilder erwecken in unseren Augen, neue Geräusche erklingen in den Ohren und neue Düfte steigen in die Nase. Bunte Reklamelampen strahlen und blinken in jeglichen Farben, die Saris der Frauen werden mit den grellen Lichtern noch deutlicher hervorgehoben. Es ist ein ständiges Hupen zu hören, Marktgeschrei schallt uns entgegen und es dröhnt aus jeder Ecke ein Moped heraus. Der Geruch der Abgase verfliegt in den kleinen Gassen, wo undendlich viele Stromleitungen kreuz und quer über unseren Köpfen baumeln und jetzt sind es vor allem die leckeren Gerüche von gebratenem Knoblauch, Koriander und Gewürzen, die einem schon allein vom Riechen dahinschmelzen lassen. In der nächsten Gasse steigt uns dann plötzlich der Geruch nach Urin und Abwasser in die Nasen, so dass einem der Appetit gleich wieder vergeht. Doch schon an der nächsten Ecke duftet es wieder nach Räucherstäbchen. Es ist dieser Wechsel der Kontraste, der von einem Augenblick auf den nächsten, die Vielfältigkeit dieses Landes spürbar macht.
Wir landen in einem kleinen Restaurant auf der Straße. Dass wir den letzten freien Tisch ergattern, werten wir als gutes Zeichen. Was danach geschieht ist nach zwei Monaten im Iran und weiteren zwei Monaten in Zentralasien mit recht mageren kulinarischen Erlebnissen ein Feuerwerk des guten Geschmacks. Schon beim ersten Bissen scheint es, als brennen unsere Synapsen durch und wir können es gar nicht verstehen wie lecker das Essen ist.
Danach schlendern wir einfach nur durch die Gassen und lassen uns ein auf ein neues, großes Abenteuer. Auf all das was kommt, auf Indien!

Doch bevor wir so richtig in die neue Welt eintauchen können, brauchen wir noch eine Impfung gegen die Tropenkrankheit Japanische Enzephalitis. Auch bei unserem Besuch in dem privaten Krankenhaus sehen wir, dass die Klasseneinteilung alle Bereiche des Lebens durchzieht. Wir als internationale Reisende bekommen direkt eine Sonderbehandlung und werden in ein klimatisiertes Wartezimmer begleitet. Vorbei an all den vielen, wartenden Menschen in der überfüllten Halle.
Als wir dann zu unserer obligatorischen Impfberatung gebeten werden, ändert sich die Stimmung, denn jetzt sitzt da ein grimmiger, alter Mann vor uns. Doch dies wäre alles nicht so schlimm, wenn er seine miese Laune nicht noch mit einer gehörigen Portion Unwissenheit übertrumpfen würde. Der Arzt will uns tatsächlich weis machen, dass wir nur eine Impfung benötigen und nicht wie eigentlich erforderlich zwei. Er ist so stur und wohl auch in seiner Eitelkeit gekränkt, weil jemand seiner Autorität widerspricht. Er lässt sich nicht auf ein Gespräch ein, abwertend sagt er, wir sollen es einfach googeln und dann schaut er private Nachrichten auf seinem Smartphone an. Nach einigen Minuten ohne ein Wort zu uns bittet er uns dann das Zimmer zu verlassen.
Wir stehen nun also auf dem Gang und googeln tatsächlich, was wiederum unser Wissen bekräftigt. Auch im Beipackzettel des hier verabreichten Impfstoffes steht ausdrücklich, dass zwei Impfungen nötig sind. Es ist wohl auch ein Teil der indischen Kultur, die wir hier erleben, einfach Aussagen herauszuwerfen, ohne überhaupt irgendeine Ahnung zu haben. Erschreckend ist dabei nur, dass es sich hier um eine so wichtige Instanz handelt, einen Arzt.
Bekräftigt von den anderen Schwestern, dass wir zwei Impfungen bekommen müssen und dies auch der normale Werdegang ist, gehts für uns zum Impfstoffkauf in der krankenhauseigenen Apotheke. Mit den Impfstoffen in der Hand, die uns mit einem Kühlpack überreicht werden, bekommen wir nach etwas Aufregung nun also unsere Piekse direkt im Wartezimmer verabreicht und endlich sind wir durch mit all den Erledigungen…

Unsere Räder bleiben aber erst einmal stehen. Netterweise dürfen wir sie eine Weile im Hostel unterstellen und packen sie auch gar nicht erst aus. Wir wollen Indien zunächst ein wenig mit dem Zug erkunden. Doch bevor wir Delhi verlassen, kommen wir noch ein paar Tage bei Eveline via warmshowers unter. Sie ist gebürtige Schweizerin und arbeitet hier für eine NGO zur Katastrophenhilfe. Ihre ruhige Wohnung befindet sich im Diplomatenviertel und wird ihr durch ihren Arbeitgeber gestellt. Das Viertel hat so gar nichts mit den Stadtteilen in Old Delhi gemein und doch ist es wohl wieder so beschreibend. Die ordentlichen, ruhigen Straßen mit den privaten Sicherheitsmännern davor treffen schon eine Gasse weiter auf slumähnliche Zeltbehausungen. Arm und Reich vermischt sich und lebt direkt nebeneinander.

Delhi wird oft als die schmutzigste Stadt der Welt bezeichnet und ist auch für uns die mit Abstand luftverschmutze Stadt, die wir je gesehen bzw. eingeatmet haben. An einem Tag ist es so schlimm, dass wir nur mit Maske vor die Tür gehen können. Der Smog treibt uns Tränen in die Augen und wir sind einfach froh wieder in der Wohnung sein zu können, die mit ihren Luftfiltern in jedem Raum für angenehmes Atmen sorgt. Die Werte der Luftqualität fallen an diesem Tag in die Kategorie gefährlich (über 300 μg/m³). Seit dem ersten Januar gilt in der EU ein Grenzwert von 20 μg/m³ (vgl. DWD).

Wir sind allerdings auch in der schlimmsten Zeit des Jahres hier. Divali, das im Hinduismus sehr bedeutende und mehrtägige Lichterfest, liegt zwei Wochen zurück. An diesen Tagen werden unzählige Feuerwerkskörper in die Luft geschossen und Öllampen entzündet. Zudem ist es der Beginn der Trockenzeit, in der die Reisfelder abgebrannt werden. Dazu kommt der Straßenverkehr der zweitgrößten Stadt der Welt. In der Metropolregion Delhi leben offiziell ca. 31 Millionen Menschen (vgl. Statistisches Bundesamt).

Im Central Ridge Reserve Forest versuchen wir der Natur näher zu kommen. Der riesige Park liegt inmitten der Stadt und ist für uns wie eine kleine Safari. Wir werden begrüßt von unzähligen Affen, einem Fuchs, Schweinen und den buckeligen Kühen. Dazu die immergrünen Hartlaubgewächse und ein alter, verfallener Tempel. Es ist schwül und die Sachen kleben am Körper, jetzt spüren wir auch, dass wir in eine andere Klimazone gereist sind. ­

Delhi hat so einige historische Prachtbauten, Tempel, andere Monumente und Museen zu bieten. Wir entscheiden uns aber dafür all dies links liegen zu lassen und wollen einfach nur die Atmosphäre der Stadt aufsaugen. Wir könnten den ganzen Tag in der Rikscha sitzen und einfach nur schauen, uns würde einfach nicht langweilig werden.
Wir schlendern durch die engen Gassen Old Delhis. Sie sind voll mit Menschen und trotzdem drängeln sich hupend unzählige Rikschas und Mopeds zwischen den Passant:innen hindurch. Doch auch klapprige Holzkarren mit Obst und Gemüse werden schleichend vorangeschoben, voll beladene und hochgestapelte Wagen werden per Hand gezogen und irgendwie durch die Gassen manövriert. Nicht zu vergessen die hart strampelnden Fahrradrikschafahrer, die das bunte Gemisch vervollständigen. Alles verschmilzt und bewegt sich scheinbar gemeinsam unter einem ohrenbetäubenden Hup- und Schreikonzert in einem Takt. Niemand stoppt, alles ist in Bewegung und es scheint als wird einfach jeder Kubikzentimeter genutzt, ohne dass es zu einem Zusammenstoß kommt, jedenfalls nicht in den Momenten, wo wir das Schauspiel beobachten. Die nähere Betrachtung der indischen Fahrzeugflotte spricht da wohl eine andere Sprache.

Es sind aufregende erste Tage in Indien voller neuer Eindrücke und Kuriositäten. Dennoch bleibt für uns der so oft prophezeite Kulturschock bei der Ankunft in Indien aus. Vermutlich, weil wir uns eben Land für Land und langsam an den indischen Subkontinent angenähert haben, auch wenn uns ein Flug leider nicht erspart blieb.
Für uns fühlt es sich eher an wie eine Steigerung des bisher Erlebten wie beispielsweise auf den trubeligen Basaren, die wir ja bereits in der Türkei oder Iran genießen durften oder die bunten Farben, die uns schon im usbekischen Ferganatal entgegenstrahlten. Wir sind außerdem nicht direkt aus einem „blitzeblanken Europa“ angereist, sondern der einfache und teilweise schmuddelige Standard ist uns auf unserem Weg gen Osten immer präsenter geworden und auch dem Thema Armut begegnen wir in Indien leider nicht zum ersten Mal auf unserer Reise.
Aber doch ist es in Incredible India einfach alles noch mal etwas intensiver und eben auch irgendwie wirklich unglaublich incredible.

 

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Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Karen Schröder

    Namaste!
    Wenn ich eure strahlenden Gesichter sehe, war es richtig, den nicht gerade umweltfreundlichen Flug in Kauf zu nehmen … Es ist bestimmt gut, in warmen Gefilden den Winter zu verbringen. Die Smogbelastung hatte ich mir nicht so enorm vorgestellt. Kein Wunder, dass viele Bollywoodfilme im sauberen Europa gedreht werden … Die herabhängenden Kabel in Old Delhi sehen wahnsinnig aus. Solange sie nicht mit Wasser und ohne Isolierung in Berührung kommen …..
    Der Schriftsteller Helge Timmermann hat auch interessante Stories von seinen Reisen durch Indien geschrieben…
    Unsere ehemalige Kollegin von der HCA, Uli B., war ein paar Mal in Indien und auch begeistert ( noch mehr wohl von Indonesien).
    Lasst euch nicht bei jeder Taxifahrt doppelt abkassieren und vor allem das Staunen nicht abgewöhnen!
    Weiterhin unglaubliche Erlebnisse wünschen euch Renate und Karen 🙋🙋🍵🍵

  2. Adeline

    Hallo ihr beiden,
    ich habe mich gerade sehr gefreut, dass ich Neuigkeiten von euch lesen konnte. Ich habe oft an euch gedacht und gehofft, dass ihr einen guten Start in Indien hattet.
    Wirklich krass was ihr alles erlebt. Ich drücke euch ganz fest die Daumen, dass alles so klappt wie ihr es euch wünscht. Alles Liebe! 🍀
    Ganz viele Grüße aus dem vorweihnachtlichen Hausdorf! 🤗😘